Im hohen Büro im Erlacherhof mit Blick auf Matte und Aare herrscht geordnetes Chaos. Am ovalen Holztisch sitzt der Noch-Stadtpräsident und knuspert Brätzeli. Er kommt von einem Termin bei der Dentalhygienikerin. «Furchtbar. Das ist immer furchtbar», sagt er. Zügelkisten stehen parat. «Aber ich werfe viel weg. Man muss sich von Dingen trennen können.»

Das habe er schon als Gerichtspräsident gelernt: Keine Spuren hinterlassen. Tschäppät lacht. Die zahlreichen Geschenke wandern ins Stadtarchiv. Nur private Gaben behält Tschäppät. Die Möbel hat er von seinem Vor­gänger Klaus Baumgartner übernommen. Das Stapi-Büro wird noch gestrichen. «Das ist aber auch bitternötig», sagt Tschäppät. Schliesslich habe er es vor zwölf Jahren schon nicht renoviert übernommen.

Am gleichen Ort war 1966 Stadtpräsident Reynold Tschäppät eingezogen. Alexander war 14 Jahre alt. Damals durfte im Erlacherhof noch geraucht werden. Heute zündet sich Sohn Alex ab und zu verbotenerweise eine Zigarre an. Wie sein Vater ist auch er ein Genussmensch, isst und trinkt gerne und genug.

Auch seinen Ruf als «homme à femmes» wird Alexander Tschäppät wohl nicht mehr los. Obschon er immer wieder beteuert, die wilden Zeiten seien längst passé. «Meine Frau sagt immer, sie würde sich wünschen, ich wäre so ein Charmeur, wie gesagt wird.»


Das sagt seine Partnerin Christine Szakacs zur Pensionierung.

Die Beziehung zwischen Vater und Sohn Tschäppät wird in einer im Frühjahr erschienenen Biografie beleuchtet. An der Vernissage hält Alexander Tschäppät sichtlich gerührt seine Familiengeschichte in Händen. Gar nicht im Rampenlicht stehen Tschäppäts Söhne aus erster Ehe, Christoph und Fabian. In die Politik hat es keinen von ihnen gezogen.



Dass die Ära Tschäppät sich dem Ende zuneigt, wird am Wahlsonntag, 27. November 2016, erstmals augenfällig. Alexander Tschäppät, vor vier Jahren mit einem Glanzresultat von fast 70 Prozent wiedergewählt, taucht nicht im Rathaus auf. Er sei im Erlacherhof dabei gewesen, als sie auf die Resultate gewartet hätten, erzählt später eine Gemeinderätin. Tschäppät im Hintergrund – eine neue Rolle für ihn und für Bern.

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