Eine Taube für Bern. Liebe hinter dem Tresen.

Rathausgasse 50 in der unteren Altstadt. Durch ein Schaufenster sieht man Ben Bertogg hinter einem Tresen stehen. Der Barkeeper schäumt Milch auf für einen Cappuccino, vor sich ein angebissenes Sandwich. Es ist 12.45 Uhr an einem Donnerstag – wäre es ein Tag wie jeder andere, Ben läge noch friedlich im Bett. Doch heute herrscht Ausnahmezustand in seiner Bar. Heute geben sich in der Taube vierzehn Barbetreiber, Clubbesitzer und sonstige Macherinnen und Macher des Nachtlebens die Klinke in die Hand.

Während mehr als vier Stunden werden sie ein und aus gehen, über die grossen Fragen der Branche diskutieren und dabei auch das Wesen der Stadt erkunden. Was wollen die Bernerinnen und Berner? Was zeichnet die Stadt aus? Ist Bern langweilig oder ambitioniert?

«Mich nervt, dass man immer sagt, in Bern laufe nichts», sagt Barkeeper Ben. «Stimmt doch überhaupt nicht! Geh mal nach London, da kannst du um zwei Uhr morgens nirgends mehr hin. Die besten Bars schliessen um halb eins.» Sechs Jahre haben er und seine Mitstreiter nach einem Lokal gesucht, das auch nach Mitternacht offen bleiben kann.


Ben Bertogg darüber, wann eine Bar funktioniert.

Seit September führen sie im ehemaligen Tübeli die neuste Bar der Stadt. Wo einst Prostituierte ihre Kunden fanden, trifft sich jetzt das hippe Bern. «Es kommen noch immer Gäste, die früher ins Tübeli gegangen sind», sagt Ben. «Wenn du authentisch bist, funktioniert es. Du musst lieben, was du machst.»