Punkt 17 Uhr dreht Ben in der Taube die Musik auf. Erste Gäste betreten die Bar, und die Frauen vom Werkhof verabschieden sich. Auftritt der Politik. Remo Sägesser ist ehemaliger Präsident des Vereins Pro Nachtleben Bern, er steht zwischen den Betreibern und der Politik steht, macht den Schlusspunkt. Er bestellt ein Festbock-Bier und setzt sich an die Bar.



BZ: Die Nachtlebendiskussion nahm in den letzten Jahren viel Platz ein in Bern. Wie ist die Stimmung jetzt?
Remo: Wir diskutieren auf hohem Niveau. Niemand sagt mir: Ich kann wegen den Regulierungen meinen Schuppen nicht mehr führen. Aber den Amtsschimmel hat man halt einfach. Es gibt Luft gegen oben: Nach wie vor werden Entscheide gefällt, die schwer nachvollziehbar sind.
BZ: Hundert Leute haben Spass, und wenn sich jemand beschwert, wird der Betrieb eingestellt. Muss die Mehrheit auf die Minderheit hören?
Remo: Wenn bei mir im Haus ein Restaurant öffnen würde, das bis um 2 Uhr morgens offen hat, würde ich das auch nicht so toll finden. Aber dem Individuum wird zu viel Gewicht gegeben. Wenn ein neues Lokal aufgeht, sollen sich die Anwohner wehren dürfen – aber doch nicht bei bestehenden Einrichtungen.

Es ist jetzt 17.17 Uhr, die Taube füllt sich langsam. Ben bringt die Rechnung, trotz schicker Arbeitskleidung, weissem Hemd und schwarzen Hosenträgern, wirkt er ein bisschen müde. Remo leert sein Glas.
BZ: Letzte Frage: Wir haben einen ganzen Nachmittag über das Nachtleben diskutiert. Wieso beschäftigt uns das derart?
Remo: Das ist ein kultureller Aspekt. Warum braucht es ein Stadttheater oder die Dampfere? Dafür, sich zu treffen, sich aus­zutauschen, zusammenzukommen. In einer Zeit, in der alle egoistischer werden, sind das die Oasen, die wir brauchen.