Die Aare hatte sich im Laufe der Jahrtausende tief in die Landschaft eingefressen. In Mäandern bewegte sich der Fluss westwärts. Die Verkehrserschliessung von Berns Norden war im 19. Jahrhundert schlecht. Der schnellste Weg in die Stadt führte über die Neubrücke oder Fähren. Wohlen und Hinterkappelen selber erhielten erst 1870/1871 eine bessere Verbindung nach Bern: die Kappelenbrücke, eine gedeckte Holzbrücke, unmittelbar über dem Wasserspiegel. Knapp dreissig Jahre später wurde weiter flussabwärts die ebenfalls hölzerne Wohleibrücke gebaut, die einige wenige Bauernhöfe erschloss.

Gemeinde wollte Ersatz

Trotz dieser Brücken blieb die Verkehrsanbindung unbefriedigend. Denn die Zufahrten waren steil. Keine Verbesserung brachte die 1913 fertiggestellte Halenbrücke, der Umweg war gross. Die grosse Wende kam 1917 mit dem Bau des Wasserkraftwerks Mühleberg. Die Gemeinde Wohlen musste dafür viel Land hergeben – und auch die Brücken würden im gestauten Wasser verschwinden. So schildert der Dichter Rudolf von Tavel in der Erzählung «Von grosser Arbeit – Kraftwerk und Stausee von Mühleberg» ein Gespräch zwischen einer Bäuerin und einem Handwerker. Dieser Sägenfeiler sagte zu ihr:

«Also jetzt ohne Spass. Wenn sie einmal dort unten abgesperrt haben, so wird das Wasser so hoch anschwellen, dass es die Hinterkappelenbrücke lüpft und bis zur Neubrück hinauf der älteste Hecht sich nicht mehr besinnen wird, welewäg die Aare läuft.»



Die Gemeinde wollte vor hundert Jahren eine Gegenleistung für den Landverlust, eine verbesserte Verkehrserschliessung. Die Verhandlungen zwischen Gemeinde, Kanton und BKW waren hart. Die BKW wollten ursprünglich nur die Kappelenbrücke am gleichen Standort höherlegen. Die Gemeinde forderte eine Hochbrücke weiter flussabwärts, die einen besseren Anschluss an den Nordbahnhof Bümpliz und das geplante Tram in den Westen Berns ermöglichen sollte.

Der Gemeinderat gab einen Auftrag an einen Ingenieur, ein Projekt für diese neue Brücke zu erstellen. Wohlen erhielt Support von anderen Gemeinden wie Bern, Seedorf, Radelfingen, Bümpliz und Frauenkappelen. Die neue Brücke war auf 750 000 Franken budgetiert. Nach zähem Ringen stimmten schliesslich alle Beteiligten zu: die Gemeinde, die BKW und der Kanton.

Diese Bogenbrücke ist auch in Rudolf von Tavels Erzählung ein Thema, vor allem deren Dimensionen. Der Sägenfeiler sagt:

«Und wenn ihr einmal hinüberschaut, so werdet ihr sehen, wie sie dort ansetzen, unterhalb der alten Kappelenbrücke, zu einer neuen steinernen, so hoch, dass man einst mit dem Kirchturm ständlige drunter hindurchfahren kann, ohne oben mit dem Güggel anzustossen.»



Die 1920 eröffnete Kappelenbrücke wie auch die Wohleibrücke wurden so dimensioniert, dass sie einer späteren Schifffahrt nicht im Weg stehen. So ist auf einer Aufnahme vom Bau der Wohleibrücke eine Wasserfontäne zu sehen. Sie stammt von einer Sprengung unter Wasser, womit die Fahrrinne vertieft wurde.

Wichtige Verkehrsachse

Eine grössere Schifffahrt wurde auf dem Wohlensee nicht aufgenommen. Die Kappelenbrücke ist aber zu einer wichtigen Achse für den Individualverkehr und den öffentlichen Verkehr geworden und wird täglich von gegen 11 000 Fahrzeugen passiert.

Die neuste Brücke über den See ist der 1999 eingeweihte Stegmattsteg. Er wurde dort errichtet, wo bis vor hundert Jahren die alte Kappelenbrücke stand.