Gartenerwachen in Rubigen

Familie Buchs-Holzer füllt ein Hochbeet

Für viele Familien ist der Garten im Sommer das erweiterte Wohnzimmer.

Ein Gartenexperte gibt Tipps, damit das Wohnen draussen noch schöner wird.

In der zweiten Folge der Wohnserie baut die Familie Buchs-Holzer in Rubigen ein Hochbeet. Sandra Buchs-Holzer erläutert, warum ihre Familie das aufwendige Projekt an die Hand genommen hat. Hauptgrund ist der zu feuchte Boden. In sechs Arbeitschritten haben sie das Beet gefüllt: Nach Ästen und Häcksel folgt Laub und dann die erste Schicht Erde. Diese wird mit grobem Kompost bedeckt und am Schluss folgt eine dicke Schicht Erde. Die Erde ist aus dem Aushub der Familie Buchs, und sie wird mit gekaufter Erde gemischt.

Was im nachfolgenden Zeitraffer eine Minute dauert, bedeutete in der Realität viele Stunden Einsatz:

Gärtnern und wohnen gehört zusammen. Stefan Tschanz, Ausbildner an der Gartenbauschule Oeschberg, gibt Tipps, damit kleine Gärten zu Oasen werden und sich selbst aus Blumentöpfen etwas ernten lässt.

Frost im April: Für manchen Hobbygärtner ein Frust: Die zarten Sämlinge sind erfroren, die Blätter der Bananenstaude hängen schlaff am Stängel. Die ersten warmen Frühlingstage verleiteten zu einer gewissen Euphorie. Stephan Tschanz rät: Wer sichergehen will, pflanzt vor den Eisheiligen – heuer betrifft dies die Tage zwischen 11. und 15. Mai – nichts Heikles direkt in den Garten. Insbesondere Basilikum, Tomaten oder Auberginen ertragen keine Minustemperaturen.

Andere Pflanzen schützt die Lage nah am Haus und ein Flies vor der Morgenkälte. Was in den Gartencentern angeboten wird, wurde in Treibhäusern mit reichlich Dünger gezogen und ist auch darum weniger resistent als Pflanzen, die unter freiem Himmel spriessen.

Frost schädigt Pflanzen auf verschiedene Weise. Hält er tagelang an, erschwert er die Wasseraufnahme. Dann verdorren die Pflanzen. Aktuell ist aber eher der rasche Temperaturanstieg nach Sonnenaufgang das Problem. Zellen gefrorener Blätter und Triebe werden so gesprengt.


Stefan Tschanz, Gärtner

Südländische Pflanzen: Wer den Aufwand des Einwinterns scheut und die Angst vor Frostnächten satt hat, setzt auf Alternativen zum trendigen Olivenbaum: «Die schmalblättrige Ölweide sieht ähnlich aus und trägt sogar ess­bare Früchte», weiss Stefan Tschanz. Aber auch die Kakipflaume mit ihren saftigen orangen Früchten oder die Feige sind im Vergleich zur Olive robuster.

Themengärten: «Statt des mediterranen Feriengefühls könnte das Naturerlebnis in der Schweiz Leitgedanke für den eigenen Garten sein», empfiehlt der Fachmann. Warum nicht eine Walliser Trockensteppe (siehe Bild unten) als Inspirationsquelle nutzen? Zu Wermuth, Wolfsmilch, Ysop, Federgräsern, kugelköpfigem Lauch, wilden Astern, Seifenkraut und Ehrenpreis passen mediterrane Kräuter wie Salbei, Lavendel und Rosmarin in ein solch sonniges und trockenes Beet.



Wer etwas mehr Platz hat, könnte eine Wildobsthecke an­legen mit Kornelkirsche (Tierlibaum), Schwarzdorn (Schlehe), europäischer Mispel und Wildrosen. Aus den Früchten lassen sich herrliche hausgemachte Spezialitäten herstellen. Sanddorn wäre ebenfalls schön. Allerdings ist dafür ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn nötig. Denn deren Wurzeln bilden lästige Austriebe.

An schattigen Plätzen hinter dem Haus wächst alles, was unter Bäumen in unseren Wäldern gedeiht. Zu Farnen lassen sich Waldgeissbart, Silberkerze und Salomonssiegel kombinieren. Dazu kündigen früh im Jahr Schnee-, Maiglöcklein oder Buschwindröschen den Frühling an.

Standortanalyse: Noch vor dem Einkauf im Gartencenter zahlt sich eine kleine Standortanalyse aus, und dies selbst dann, wenn es nur um einen Balkon geht. Süden verspricht Wärme, Westlagen sind rauer, Ostlagen im Winter kühl, und was sich im Norden befindet, liegt oft im Schatten. Das alles hat auch Auswirkungen auf die Feuchtigkeit. Schliesslich muss der Boden miteinbezogen werden. Wer die jeweils richtige Bepflanzung vorsieht, bleibt verschont vor mancher Enttäuschung. Ein Beispiel? Kiwi und Reben passt es an milden, besonnten Hauswänden am besten.

Boden/Erde: Es gibt keinen von vornherein schlechten Boden. In lehmigem Boden zum Beispiel wachsen Pfeifengras, Wiesenknopf, Mädesüss, die Sibirische Schwertlilie oder die Sterndolde. Für jene, die trotz Lehmboden Gemüse anbauen möchten, bietet sich ein Hochbeet an. Wer mehrjährige Kulturen, also auch Obstbäume oder Beeren, in solchen Beeten oder Töpfen ziehen will, muss besonders auf die Qualität der Erde achten. «Komposterde ist zwar nährstoffreich, baut sich aber mit der Zeit ab», warnt Tschanz. Die Zugabe von Blähton (zum Beispiel Luwasakugeln) oder Sand verleiht dem Boden Struktur, welche die Durchlüftung fördert und die ­Fähigkeit, Wasser zu speichern, erhöht.

Obstbaum im Topf: In einem ausreichend grossen Topf mit mindestens 50 Litern Inhalt und etwa 50 Zentimetern Tiefe lassen sich sogar kleine Obstbäume halten. Bei der Gretchenfrage Terrakotta oder Kunststoff findet Tschanz erstere hübscher. Gehts ums Gewicht, gibt er einem grosszügigen Kunststofftopf gegenüber einem knapp bemessenen aus Ton den Vorzug. An dessen Grund braucht es in jedem Fall eine Drainageschicht und Löcher, damit überschüssiges Wasser entweichen kann. «Nasse Füsse» schaden fast allen Pflanzen. Wer ein Obstbäumchen auf dem Balkon zieht, sollte auf Säulenobst setzen, das bloss einen Mitteltrieb und kurze Fruchtspiesse ausbildet.



Gemüse im Topf: Etliche Gemüse gedeihen darin hervorragend, darunter Tomaten, Auberginen, Peperoncini, Radiesli, Pflücksalate wie Rucola, sogar mit Stangenbohnen, Krautstielen und Randen kann man es wagen. Stark zehrendes Gemüse wie Kohl oder Wurzelgemüse hingegen eignet sich weniger.


Urban Gardening: Experimentierlust pur. Das gilt grundsätzlich auch für die verwendeten ­Behälter. Allerdings lauern darin zum Teil Umweltgifte. Am besten unbehandeltes Holz oder dauerhafte Gebinde verwenden.

Giessen: Lieber alle zwei, drei Tage und dafür ausgiebig wässern, damit das Wasser bis zu den Wurzeln gelangt, rät der Gärtner. Die beste Zeit dafür ist der frühe Morgen. Abends fördern nasse Blätter die Ausbreitung von Pilzkrankheiten, und mittags verdunstet das Wasser schnell. Zum Feriendilemma von Hobbygärtnern meint Stefan Tschanz: Technisch lässt sich heute fast alles irgendwie lösen. Warum nicht stattdessen die Nachbarschaft pflegen? «Wenn Nachbarn in den Sommerferien den Kürbis giessen, ­tolerieren sie sicher eher, wenn dessen Triebe über die Grundstückgrenze wachsen.»

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